Suchen

In der Hitliste der überflüssigen Dinge wird die Reiswaffel nur noch von einer Sache getoppt: Das Suchen. Kinder suchen immer und überall und das Schlimme ist: Sie suchen nichts, was man finden könnte. „Ich gehe jetzt Pilze finden“ sagt der Kleine Tiger so verschwiemelt positiv gestimmt, aber das ist ja auch ein Kinderverstehermutmachbuch, also völlig realitätsfern. Genauso realitätsfern wie das Finden dieses mikroskopisch kleinen Ringes mit dem Schmetterling, der doch eben erst nagelneu gekauft worden war und der natürlich der letzte im Geschäft, in der Stadt im ganzen Land war. Ersatzbeschaffung aussichtslos.
Ergo: Finden aussichtslos, weil Ring kleiner als Finger kleiner als Hand kleiner als die Hoffnung, dass gleich die Feuerwehr klingelt und mich erlöst, indem sie uns alle zwingt, unser Haus zu verlassen, weil es eine Bombendrohung in unserem Ort gab. Bombe wäre immer noch besser als diese langgezogene Sirene, die eben noch die Stimme der zweitjüngsten Mitbewohnerin war. Und sie heult jetzt mit gefühlten 120 db: „Wo ist mein RING!“ Jegliche Hoffnung darauf, den Kaffee trinken, die Zeitung lesen, die Nacht schlafen zu können, sinkt auf minus 2000, jegliches Adrenalin steigt auf plus 3000, jegliche Lust auf Späße à la „Ein Ring, sie zu knechten“ lässt nach, wenn man spürt, dass der Schmerz im Knie kein Phantomschmerz ist, sondern die Krallen der Kleinsten, die sich ins geknechtete Fleisch bohren, weil sie JETZT bei ihrer Suche geholfen haben will. Da gibt es nur noch eine Strategie, die den Tag retten könnte: Die Käfertaktik: Tot stellen und darauf warten, dass der Partner schneller vom Tisch aufsteht. Doch ob das geschieht, ob die Welt also doch eine Scheibe ist, ob es Gerechtigkeit gibt, das erfahren Sie nächste Woche.

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